Sehen - So arbeitet das Auge
Die meisten Eindrücke nehmen wir über die Augen auf. Doch wie funktioniert das eigentlich?
Mustern, beäugen, erspähen, sich auf den ersten Blick verlieben oder für etwas blind sein: Rund um das Sehvermögen gibt es viele Begriffe und Redensarten. Die Sprache spiegelt die Bedeutung, die das Auge für uns hat: Es ist unser komplexestes Sinnesorgan. Pro Sekunde nehmen die Augen etwa zehn Millionen Informationen auf und geben sie an die Sehrinde im Gehirn weiter.
Oft heißt es, der menschliche Sehsinn sei dem vieler Tiere unterlegen. Doch das stimmt nur bedingt: Lebewesen erkennen ihre Umwelt auf unterschiedliche Weise. Insekten etwa können ultraviolettes Licht sehen, das für uns unsichtbar ist. Hunde sehen nachts besonders gut, erfassen aber Farben schlecht. Wir Menschen besitzen den Vorteil, sowohl Dinge direkt vor unserem Gesicht als auch hundert Meter entfernt scharf erkennen zu können. Für die blitzschnelle Nah- und Ferneinstellung sorgt die Linse, indem sie sich verkrümmt.
Aufbau des Auges
Die Bindehaut ist eine durchsichtige Schleimhaut. Sie sorgt dafür, dass die Augenoberfläche stets mit Tränenflüssigkeit benetzt ist und ermöglicht die reibungslose Bewegung unseres Auges. Der Ziliarmuskel dient als Spannseil zwischen Linse und Regenbogenhaut (Iris) und hält somit die Linse.
Direkt hinter der Linse folgt der Glaskörper, welcher den gesamten Augapfel füllt. Der aus gelartiger Flüssigkeit bestehende Glaskörper (mehr als 90 % Wasseranteil) sorgt für die stabile Form des Auges. Über dem Glaskörper verläuft die Netzhaut – auch Retina genannt – entlang des hinteren Augenabschnitts. Die aus zehn Schichten bestehende Netzhaut ist ca. 0,1 – 0,5 mm dick. Im Zentrum der Netzhaut befindet sich auch die Makula, welche wegen ihrer gelben Farbkörnchen auch oft „gelber Fleck“ genannt wird. Es ist die Stelle des schärfsten Sehens, weil dort die Sehzellen besonders dicht angeordnet sind. Störungen in diesem Areal wirken sich besonders gravierend aus. Auf die Netzhaut folgt die Aderhaut, welche direkt unter der Lederhaut liegt. Die Aderhaut sorgt für die Sauerstoff- und Nährstoffversorgung der Augen. Im hintersten Teil des Auges befindet sich der Sehnerv.
Was passiert im Auge?
Um Dinge sehen zu können, muss Licht ins Auge fallen. Das Licht dringt durch die Hornhaut bis zur Pupille. Um sie herum liegt als farbiger Kreis die Iris, die unsere Augenfarbe bestimmt. Wie eine Blende beim Fotoapparat reguliert sie den Lichteinfall ins Auge: Bei stärkerer Lichteinstrahlung zieht sich die Iris zusammen. Die Pupille verengt sich daraufhin, so dass weniger Licht ins Auge und somit auf die Netzhaut trifft. Bei geringerer Lichteinstrahlung entspannt sich die Regenbogenhaut dagegen, so dass sich die Pupille vergrößert und mehr Licht durchlässt. Hinter der Pupille liegt die Linse. Sie kann das eintreffende Licht bündeln, brechen und liefert eine auf den Kopf gestellte Projektion an die Netzhaut. Diese verfügt über zwei wichtige Helfer: Die Stäbchen registrieren, wie hell oder dunkel das Betrachtete ist. Ihre Kollegen, die Zapfen, sind wichtig für Farben und Schärfe.
Die entsprechenden Informationen werden als elektrische Impulse vom Sehnerv empfangen. Dieser gilt bereits als Teil des Gehirns und besteht aus etwa einer Million Nervenfasern, welche die Impulse zum Sehzentrum in der Großhirnrinde leiten. Die eigentliche Interpretation findet dort statt: Ist das da hinten Onkel Peter oder eine Litfaßsäule?
Gesunde Augen: Das können Sie tun
Mit dem Alter verschlechtert sich das Sehvermögen. Wer lange gesunde Augen behalten möchte, kann jedoch einiges dafür tun: ausgewogene Ernährung, ausreichend Schlaf und Entspannung, regelmäßige Bewegung, Alkohol nur in Maßen und Verzicht aufs Rauchen. Wissenschaftler der US-amerikanischen Rutgers University1 haben nachgewiesen, dass Raucher weniger Farben unterscheiden können als Menschen, die nicht rauchen. Experten raten zudem: öfters ab ins Grüne. Natur tut unseren Augen gut. Sonnenbrille aber nicht vergessen!
Unser Auge – funktioniert wie eine Kamera
Wie eine Linse in einem Kameraobjektiv bündelt die natürliche Linse im Auge das einfallende Licht. Die Netzhaut muss man sich dann wie den Film vorstellen.
1 https://www.sciencedaily.com/releases/2019/02/19021812311
Bildquelle: GettyImages AntonioGuillem